1977 erschien ein Film in den amerikanischen Kinos, der das Science-Fiction-Genre verändern sollte. Bis dahin hatten silbern glänzende Raketen oder fliegende Untertassen die Leinwand beherrscht. Die Welt von Morgen war schön und blank poliert. Mit „Star Wars“ – so der Name des Films – wurde sie schmutzig. Raumfahrer hingen in versifften Bars auf staubigen Planeten rum, ihre Schiffe waren Rosteimer, die mit Spucke und viel gutem Willen zusammengehalten wurden.
Die eigentliche Geschichte, um die sich „Star Wars“ drehte, war die von Luke Skywalker, einem Farmerjungen von einer Wüstenwelt, der zum größten aller Rebellen gegen das galaktische Imperium wird. Doch waren wir Feuer und Flamme für Luke, als wir aus dem Kino kamen? Wollten wir sein wie er? Nein, unser Herz schlug – abgesehen davon, dass wir für die liebreizende Prinzessin Leia schwärmten (ich schreibe hier aus männlicher Sicht) – für den Nebencharakter, Han Solo, einen Schurken und Schmuggler. Auch hier ging „Star Wars“ andere Wege als viele seiner Vorgänger. Soldaten und Ingenieure – das waren die Helden der Science-Fiction gewesen. Schmuggler kannte man nur aus Abenteuerfilmen mit Humphrey Bogart. Doch auf einmal waren sie auch im Weltraum da – und die heimlichen Helden.
Han Solo ist ständig pleite und fliegt mit einem Raumschiff herum, an dem dauernd etwas kaputt ist. Er hat kein Gefühl für gute Geschäfte und seine große Klappe bringt ihn immer wieder in Schwierigkeiten. Aber so mies es ihm auch geht: Er lässt sich niemals unterkriegen. Sein spirit of freedom ist stets ungebrochen. Er trägt das Schießeisen tief an der Hüfte und reitet sein Metallross Millennium Falcon selbst durch Asteroidenfelder. Vielleicht lieben wir ihn deshalb so. (Sicher lag es aber auch am raubeinigen Charme von Harrison Ford.)
Ein Mann verfiel ihm dermaßen, dass er 2002 praktisch eine ganze TV-Serie um „den Schmuggler Han Solo“ konzipierte: Joss Whedon. Er nannte seinen Schmuggler Malcolm Reynolds – ebenfalls raubeinig charmant dargestellt von Nathan Fillion – und die Serie „Firefly“. In „Firefly“ dreht sich alles um eine zusammengewürfelte Truppe von Außenseitern, die in einem heruntergekommenen Universum versuchen, über die Runden zu kommen. Dabei geht es ihnen meist ziemlich mies, denn die fiese Allianz hat ihnen ihre Liebsten und ihr Land genommen. Aber, hey, wie heißt es schon im Titellied: „You can’t take the sky from me.“
Die Anleihen, die sich „Firefly“ bei „Star Wars“ genommen hat, sind gut zu erkennen: Es gibt imperial angehauchte Militärs von den „reichen Planeten“, schrottreife Raumschiffe, staubige Grenzplaneten und Kerle (und Damen), die ihren Colt schneller ziehen können, als ihr Schatten. (Nur auf Aliens jeder Art und Jedi-Ritter hat Joss Whedon verzichtet. Aber das ist schon okay.) Doch trotz der Parallelen, gelang es Whedon, seine ganz eigenen Abenteuer zu erzählen, mit einer Truppe, der man gerne zuschaute. Leider waren ihr nur 15 Episoden gegönnt, bevor Fox in einer spektakulären Fehlentscheidung den Stecker zog und die Serie einstellte. Einen mit viel Fan-Getrommel gestemmten Kinofilm namens „Serenity“ später war dann 2005 endgültig Schluss. Heute kommt alle Schaltjahr mal ein einzelnes Spiel oder ein neuer Comic zu „Firefly“ auf den Markt; zu wenig zum Leben, zu viel, um als Fan völlig die Hoffnung aufzugeben.
Ich liebe „Star Wars“ – und ich liebe „Firefly“. Das will ich nicht verhehlen. Jahrelang bedauerte ich, dass weder der Film noch die Serie das so großartige Konzept eines Universums, das den Schmutz von Western-Filmen mit der Technik von Science-Fiction paart, richtig ausreizen konnten. George Lucas’ Film hat einen anderen Fokus, Joss Whedons Serie blieb nicht genug Zeit. Und so kam es zu jenem schicksalhaften Abend, den ich im Kreis von Männern verbrachte, die jeder für sich einen tollen Schmuggler abgeben würden. An diesem Abend knobelten wir das Konzept für „Frontiersmen“ aus, einer Serie, die das, was uns „Firefly“ gefiel, nämlich Cowboys im Weltall, nehmen und in all seinen Facetten erforschen sollte.
Dabei lösten wir uns sehr rasch von genannten Inspirationen. „Frontiersmen“ sollte sich stärker als alles bisher an den Motiven und Themen der Geschichte des US-amerikanischen Westens orientieren. Die Indianerproblematik und der Ponyexpress, Siedlertrecks und der Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd – solche Dinge wollten wir aufgreifen und ins All verlegen. Unsere Pläne kamen jedoch nicht über ein frühes Entwicklungsstadium hinaus. Andere Projekte lenkten uns jahrelang davon ab, weiter über die „Frontiersmen“ nachzudenken. Schließlich jedoch, im Herbst 2012, fand ich die alten Dateien und Notizzettel wieder – und entschloss mich, dem Ganzen einen Neustart zu gönnen. Diesmal alleine setzte ich mich hin und begann Figuren zu entwickeln, Abenteuer, ein Universum.
Ich erfand die grünhäutigen „Peko“, friedfertige Aliens, die der Menschheit den Weg ins All ebneten, nur um von deren Expansionswut zunächst in die Defensive und dann zu zorniger Rache getrieben zu werden (dazu später mehr). Ich entwickelte das Konzept der Transitfelder und White Lightnings, um Schiffe von einem Punkt im All zum nächsten zu bringen, ohne dass man von überall gleich in den „sicheren Hyperraum“ springen kann (auch das will ich noch genauer ausführen). Und ich stellte eine bunte Crew um den Schurken John Donovan zusammen, die zukünftig Abenteuer zwischen Kernwelten-Union und der Konföderation der Randplaneten erleben sollte.
Nun wird – nach Monaten der Arbeit – der erste Band morgen erscheinen. Ich hoffe, dass ich das Projekt im Sinne meiner früheren Mitstreiter umgesetzt habe und dass sich John Donovan seinen Platz am Bartresen einer heruntergekommenen Cantina neben Han Solo und Malcolm Reynolds verdienen wird.
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